In der autonomen Region Xinjiang im Nordwesten Chinas leben zirka neun Millionen Uiguren. Die Uiguren gehören zu den Turkvölkern und bilden eine muslimische Minderheit in China. Sie kämpfen seit Jahrhunderten um ihre kulturelle und soziale Identität. Es kommt in Xinjiang, von den Uiguren auch Ostturkestan genannt, und dem chinesischen Festland immer wieder zu Spannungen, (islamistischen) Anschlägen, (friedlichen) Aufständen und separatistischen Bewegungen.
Foto: David Stanley/www.flickr.com/Creative Commons
Gastbeitrag von Lea
Kürzlich habe ich von der Kommentarfunktion unter einem Zeitungsartikel bei Facebook Gebrauch gemacht. Dies habe ich sehr schnell bereut, als die Sprache auf den Völkermord an den Herero und Nama kam. Mir antwortete jemand, es habe keinen Völkermord an den Herero und Nama gegeben – die Deutschen hätten nicht die Intention gehabt, die ethnischen Gruppen der Herero und Nama auszulöschen und dazu sei es weiterhin auch nicht gekommen. Dies entspringt einem abstrusen historischen Verständnis. Verschiedene inhaltliche Aspekte, über die ich gerne schreiben möchte, spiegeln sich im Ansatz jedoch in der Aussage des Kommentators wider.
Foto: „Surviving Herero c1907“ von Unbekannt – Galerie Bassenge. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons
Die indigenen Völker Kanadas (First Nations, Inuït und Métis) wurden zu Zeiten des europäischen Kolonialismus‘ Opfer eines kulturellen Völkermords.
Foto: Alex Indigo/www.flickr.com/Creative Commons
#Europäische Kolonialisierung
1492 entdeckte Christoph Kolumbus Amerika – oder besser gesagt die Karibik, das amerikanische Festland wurde wenig später „entdeckt“. Jedoch war der nordamerikanische Kontinent keineswegs unbewohnt. Die amerikanischen Ureinwohner, umgangssprachlich auch als Indianer bezeichnet, besiedelten vor mehr als 12.000 Jahren den Kontinent, als die Bewohner Nordostasiens die Beringstraße überquerten.
Foto: Boston Public Library/www.flickr.com/Creative Commons
#Kongo – die Privatkolonie von König Leopold II.
Von 1885 bis 1909 regierte der belgische König Leopold II. den Kongo-Freistaat als Privatkolonie. Er regierte die Kolonie durch extreme Gewalt und Terrorherrschaft, der Schätzungen zufolge zirka 10 Millionen Kongolesen zum Opfer gefallen sind. Diese Taten sind gemeinhin auch unter „Kongogräuel“ bekannt und Leopolds‘ Herrschaft ein Synonym für Ausbeutung und Massenmord.
Foto: Alice Harris [Public domain], via Wikimedia Commons
Die erste Flotte britischer Strafgefangener erreichte im Januar 1788 unter König Georg III. den australischen Kontinent. Die Briten bezeichneten Australien als „Terra Nullius“ (Niemandsland) und erhoben Anspruch darauf. Jedoch stellte sich schon bald heraus, dass der Kontinent gar nicht unbewohnt war – vor über 60.000 Jahren besiedelten die ersten Menschen den Norden Australiens. Bis zur britischen Invasion im 18. Jh. hatten sich bis zu 500 Aborigines-Stämme mit insgesamt bis zu 750.000 Mitgliedern gebildet. Jeder dieser Stämme hatte seine eigene Sprache und Traditionen.[1]
1883 kaufte der Handelsmann Adolf Lüderitz Land in Angra Pequena, welches 1884 unter deutschen Schutz gestellt wurde. Die Kolonie Deutsch-Südwestafrika, heute Namibia, entstand.
Foto: „Deutsch-Sudwestafrika“. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons
Text: Corinna in Kooperation mit Survival International
Das wissenschaftliche Verständnis von Völkermord beruht zumeist auf dem Holocaust-Modell: Massenmord, Konzentrationslager sowie die sofortige und gewaltsame Zerstörung der Opfergruppe. Doch es gibt auch eine Art von Völkermord, die über Jahrzehnte oder sogar Generationen andauert. Die Rede ist von kulturellem Völkermord. Hierbei werden die Opfer ganz langsam und scheinbar unmerklich ausgelöscht, indem ihre Lebensgrundlage zerstört, die Ausübung ihrer Kultur, Sprache und Religion verboten wird und indem sie der Möglichkeit beraubt werden, sich selbst zu ernähren und zu verwalten.1
Foto: Survival International / verhungernde Aché-Indigene, kurz nachdem sie gefangen genommen und aus dem Wald in das ‚Reservat‘ gebracht wurden, Paraguay 1972
In der Wissenschaft, besonders im Bereich der „Genocide studies“, wird intensiv darüber diskutiert, ob die Verbrechen, die im Zuge des Kolonialismus vor allem in Afrika begangen wurden, unter den Begriff des Völkermords fallen. Gezeichnet wurde die „Situation coloniale“ vor allem durch Massaker, Deportationen, Unterdrückung, Zwangsarbeit, Zerstörung des Bodens, der Lebensgrundlage und kultureller sowie sozialer Einrichtungen indigener Völker Afrikas. Die gewaltsamen Verbrechen an den Herero und Nama in Deutsch-Südwestafrika sowie an den Aborigines in Australien und den Ureinwohnern in Nordamerika werden zumeist als Völkermord eingestuft.[1]
Bild: creative commons https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/43/Africa1898.png
#Der Begriff „Völkermord“ in der aktuelle Debatte
In den letzten Wochen und Monaten konnte man beobachten, wie der Begriff „Völkermord“ wieder eine stärkere Verwendung im politischen Diskurs erfuhr. Rechtspopulisten und –extremisten warnen davor, dass die Flüchtlingskrise ein „Völkermord an der weißen Rasse“ sei (sog. „White Genocide“).
Daher haben sich Genocide Alert und #Genozidblogger dazu entschieden ein gemeinsames Statement gegen Diskriminierung und Rassismus zu veröffentlichen und gleichzeitig über das Thema Völkermord aufzuklären.
von Corinna Krauß und Matthias Winkler
Foto: Tomoaki INABA/www.flickr.com/Creative Commons