Genozid und Verbrechen gegen die Menschlichkeit sind zwei Konzepte, die als Reaktion auf die Verbrechen der Nazis an den europäischen Juden entwickelt wurden. Hersch Lauterpacht prägte das Konzept „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ und Raphael Lemkin „Genocide“. Doch wie unterscheiden sich diese beiden Konzepte?
„Jeder hat Anspruch auf alle in dieser Erklärung verkündeten Rechte und Freiheiten, ohne irgendeinen Unterschied, etwa nach Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Anschauung, nationaler oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand.“ – Artikel 2 Allgemeine Erklärung der Menschenrechte
„In dieser Konvention bedeutet Völkermord eine der folgenden Handlungen, die in der Absicht begangen wird, eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe als solche ganz oder teilweise zu zerstören: […]“ – Artikel 2 Übereinkommen über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes
Critical Whiteness – zu deutsch „kritische Weißseinsforschung“ – ist in Deutschland (im Gegensatz zu den USA und Großbritannien) ein relativ junger akademischer Forschungszweig. Er betrachtet Rassismus aus der historischen und derzeitigen Perspektive der Weißen und nimmt sie in die Verantwortung.
Anmerkung: Ich benutze die Begriffe „Weiß“ oder „Schwarz“ nicht in Bezug auf Hautfarben als tatsächliche Farbadjektive (denn objektiv sind Weiße genauso wenig weiß wie Schwarze schwarz sind), sondern als Bezeichnung eines Konstrukts von Identität, zugeschriebener Zugehörigkeit und Selbstbezeichnung. Um dies deutlich zu machen, schreibe ich die Begriffe groß und kursiv.
Foto: Luigi Morante/www.flickr.com/Creative Commons
Das Wort Völkermord oder Genozid ist ein höchst umstrittenes Wort. Warum? Es ist mehr als nur ein Begriff oder ein Werkzeug für historische, politische oder moralische Analysen. Vielmehr birgt es legale Konsequenzen und wird daher wie die Büchse der Pandora behandelt. Um sich dieser legalen Konsequenzen zu entledigen, wird nicht selten der Begriff „Ethnische Säuberung“ genutzt, was wiederum ein menschenverachtender Euphemismus ist. Man nutzt ihn, um von systematischem Massenmord zu sprechen, ohne das Wort Völkermord benutzen zu müssen. „Ethnische Säuberung“ kommt zwar in einigen UN-Dokumenten und in der Wissenschaft vor, hat aber weder eine klare und formale Definition noch einen legalen Status.
KZ Sachsenhausen
April ist der Genocide Awareness and Prevention Month – in diesem Monat soll die Aufmerksamkeit für das Thema Völkermord und dessen Prävention gesteigert werden.
Aber warum ausgerechnet der April? Traurigerweise häufen sich die Jahrestage für viele Genozide genau in diesem Monat: Ruanda (06/04/1994), Armenien (24/04/1915), Kambodscha (17/04/1975), Bosnien (04/1992), Darfur (04/2003) sowie die Judendiskriminierung (04/1933), welche im Holocaust mündete.
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#Basis für Massengewalt
Einem Völkermord, als perversen Höhepunkt eines teilweise langen gesellschaftlichen und politischen Prozesses, geht immer die Entmenschlichung und Herabwürdigung einer bestimmten gesellschaftlichen Gruppe voraus. Nicht nur in Zeiten des Kolonialismus, auch in den darauffolgenden Jahrzehnten bis hin zur Moderne bildet Rassismus die Basis für Massengewalt und (kulturellen) Völkermord.
Foto: creative commons
Den Begriff Rassismus hat sicherlich jede*r schon einmal gehört, vielleicht wurde dem einen oder der anderen schon mal rassistisches Verhalten vorgeworfen, vielleicht wurden einige von Euch auch schon Opfer rassistischer Gewalt. Doch was genau ist Rassismus eigentlich? Wie kann man ihn erkennen?
Text: Corinna in Kooperation mit Survival International
Das wissenschaftliche Verständnis von Völkermord beruht zumeist auf dem Holocaust-Modell: Massenmord, Konzentrationslager sowie die sofortige und gewaltsame Zerstörung der Opfergruppe. Doch es gibt auch eine Art von Völkermord, die über Jahrzehnte oder sogar Generationen andauert. Die Rede ist von kulturellem Völkermord. Hierbei werden die Opfer ganz langsam und scheinbar unmerklich ausgelöscht, indem ihre Lebensgrundlage zerstört, die Ausübung ihrer Kultur, Sprache und Religion verboten wird und indem sie der Möglichkeit beraubt werden, sich selbst zu ernähren und zu verwalten.1
Foto: Survival International / verhungernde Aché-Indigene, kurz nachdem sie gefangen genommen und aus dem Wald in das ‚Reservat‘ gebracht wurden, Paraguay 1972
In der Wissenschaft, besonders im Bereich der „Genocide studies“, wird intensiv darüber diskutiert, ob die Verbrechen, die im Zuge des Kolonialismus vor allem in Afrika begangen wurden, unter den Begriff des Völkermords fallen. Gezeichnet wurde die „Situation coloniale“ vor allem durch Massaker, Deportationen, Unterdrückung, Zwangsarbeit, Zerstörung des Bodens, der Lebensgrundlage und kultureller sowie sozialer Einrichtungen indigener Völker Afrikas. Die gewaltsamen Verbrechen an den Herero und Nama in Deutsch-Südwestafrika sowie an den Aborigines in Australien und den Ureinwohnern in Nordamerika werden zumeist als Völkermord eingestuft.[1]
Bild: creative commons https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/43/Africa1898.png
Menschenrechte sind Rechte, die jeder Mensch besitzt. Jede Person, egal wo sie lebt, wie alt sie ist, welchem Geschlecht, welcher Rasse, Ethnie, Religion, politischer Anschauung oder sexuellen Orientierung sie angehört, hat dieselben grundlegenden Menschenrechte, denn sie sind die Grundlage für ein Leben in Würde.
Foto: Christopher Michel/www.flickr.com/Creative Commons
In dem Artikel #Verleugnung – der letzte Akt eines Völkermords schreibe ich, dass es wichtig ist, dass Völkermord bestraft wird. Aber wer ist für die Bestrafung verantwortlich?
Da der Staat meist der Täter eines Genozids ist, ist es sehr unwahrscheinlich, dass er gegen sich selbst strafrechtlich vorgeht. In diesem Fall kommt das sogenannte Weltrechtsprinzip zum tragen. Danach können Völkerrechtsverbrechen wie z.B. Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Kriegsverbrechen oder auch Folter von allen Staaten dieser Welt verfolgt werden.
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